Wedekind

Wedekind
Wedekind,
 
Frank, eigentlich Benjamin Franklin Wedekind, Schriftsteller, * Hannover 24. 7. 1864, ✝ München 9. 3. 1918; Sohn eines Arztes; verbrachte seine Jugend auf Schloss Lenzburg in der Schweiz. Nach einem (abgebrochenen) Jurastudium war er 1886/87 Reklamechef der Firma Maggi und danach als Journalist und Zirkussekretär, Mitarbeiter des »Simplicissimus« sowie Dramaturg in München tätig (auch als Schauspieler in eigenen Stücken); 1899/1900 saß Wedekind wegen Majestätsbeleidigung in Festungshaft; 1901/02 war er Lautensänger und Rezitator im Kabarett »Überbrettl«, danach freier Schriftsteller in Zürich und Paris, später meist in München, ab 1901 Mitglied des Kabaretts »Die Elf Scharfrichter«; 1905-08 Mitglied des Deutschen Theaters in Berlin. - Wedekinds den wilhelminischen Zeitgeist provozierende Dramen wiesen dem deutschsprachigen Theater neue Wege. Im bewussten Gegensatz zum Naturalismus, mit Stilmitteln, die den Expressionismus ankündigen, brachte er das Triebhafte im Menschen auf die Bühne, entlarvte durch groteske Überzeichnung und tragikomische Allegorien die Fragwürdigkeit der bürgerlichen Moralnormen und trat vehement für die (weibliche) Selbstbestimmung ein (besonders in den beiden »Lulu«-Tragödien »Der Erdgeist«, 1895, Uraufführung 1898, und »Die Büchse der Pandora«, 1902, Uraufführung 1904, beide als Oper von A. Berg unter dem Titel »Lulu«, 1937). Die Aufführung seiner Stücke wurde vielfach durch Verbote der Zensur erschwert oder verhindert, während des Ersten Weltkriegs waren sie verboten, unter nationalsozialistischer Herrschaft »unerwünscht«. Wedekinds Lyrik, meist für das Kabarett und den »Simplicissimus« bestimmt, war gleichfalls auf Provokation des bürgerlichen Publikums gerichtet. Von dem schmalen Prosawerk ist das Romanfragment »Mine-Haha Oder über die körperliche Erziehung der jungen Mädchen« (1903) thematisch interessant.
 
Weitere Werke: Dramen: Frühlings Erwachen (1891); Der Kammersänger (1899); Der Liebestrank (1899); Marquis von Keith (1901); So ist das Leben (1902, 1911 Neuausgabe unter dem Titel König Nicolo oder So ist das Leben); Totentanz (1906); Musik (1908); Schloß Wetterstein (1910); Bismarck (1916); Herakles (1917).
 
Prosa: Die Fürstin Russalka (1897).
 
Lyrik: Lautenlieder (herausgegeben 1920).
 
Ausgaben: Gesammelte Werke, herausgegeben von A. Kutscher u. a., 8 Bände (1912-19); Gesammelte Briefe, herausgegeben von F. Strich (1924); Werke, herausgegeben von M. Hahn, 3 Bände (1969); Die Tagebücher, herausgegeben von G. Hay (Neuausgabe 1990); Werke, herausgegeben von E. Weidl, 2 Bände (1990); Werke, herausgegeben von E. Austermühl u. a., auf 8 Bände berechnet (1994 folgende).
 
 
A. Kutscher: F. W., 3 Bde. (1922-31);
 
F. W. - Texte, Interviews, Studien, hg. v. E. Austermühl u. a. (1989);
 R. Kieser: Benjamin Franklin W. Biogr. einer Jugend (Zürich 1990);
 G. Seehaus: F. W. (26.-28. Tsd. 1993);
 
F. W., hg. v. H. L. Arnold (1996);
 R. A. Jones u. L. R. Shaw: F. W. A bibliographic handbook, 2 Tle. (München 1996);
 B. W. Lewis: The ironic dissident. F. W. in the view of his critics (Columbia, S. C., 1997).

Universal-Lexikon. 2012.

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